Goldpaar Olga und Rudi Braun aus Immenhausen engagieren sich seit zehn Jahren für GIOS. © Foto: Damhorst

 

 

Gemeinnützige Interessengemeinschaft Organspende

                     - Goldpaar Braun informiert -


Immenhausen (SD) - Ehepaar Olga und Rudi Braun aus Immenhausen konnten in diesem Jahr ihre Goldhochzeit feiern. Da war vor gut zehn Jahren kein Gedanke dran, denn Rudi Braun ging es damals gesundheitlich nicht gut.

 

Vor zehn Jahren spendete Olga ihrem Mann eine Niere. Und seitdem gibt es den Verein Gemeinnützige Interessengemeinschaft Organspende (GIOS). Er wurde von Transplantierten, Patienten auf der Warteliste, deren Angehörigen und Interessierten gegründet. Die 120 Mitglieder kommen aus ganz Deutschland, der Verein ist überregional aktiv. Das Ziel des Vereines ist es, durch Öffentlichkeitsarbeit die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen und dadurch dazu beizutragen, dass die langen Listen mit zermürbenden Wartezeiten auf ein Spende Organ abgebaut werden und nicht länger täglich Menschen sterben müssen, die durch eine Transplantation weiterleben könnten.

Olga und Rudi Braun sind aktive Mitglieder im Vorstand GIOS. Die Vereinsmitglieder treffen sich regelmäßig einmal monatlich. Durch Verbreitung von Informationsmaterial und Organspende Ausweisen, durch Vorträge, Informationsstände, Weiterbildung, Hilfe für Betroffene und Angehörige möchten Sie Ängste in der Bevölkerung abbauen und dem Thema Organspende etwas von der Brisanz nehmen.

„Es ist ein Tabu, niemand denkt gern darüber nach, wie schnell er durch einen Unfall oder Medikamentenunverträglichkeiten zum Beispiel ein Dialysepatient werden kann", sagt Olga Braun. Und Rudi Braun ergänzt: „Es ist nach der Statistik sechsmal wahrscheinlicher, eines Tages ein Organ zu benötigen, als eines zu spenden." Besonders Männer scheuen sich, einen Organspende Ausweis auszufüllen, offenbar ist das starke Geschlecht ängstlicher oder verdrängt unangenehme Gedanken erfolgreicher?

Gefragt, ob sie schon einmal über solch einen Ausweis nachgedacht hätten, weichen Viele erst mal aus. „Ich bin zu alt dafür", „da muss ich drüber schlafen", „eigentlich eine gute Sache", sind die Antworten. Oft werden die Menschen erst aufmerksamer für das Thema, wenn sie Betroffene kennen oder sonst einen persönlichen Zugang zur Thematik finden. Übrigens ist es nicht zutreffend, dass Organe älterer Menschen nicht Leben retten können. Wussten Sie, dass alle größeren Krankenhäuser einen Transplantationsbeauftragten haben und Spende Organe melden müssen? Sie können kostbare Zeit sparen helfen, wenn Ihr Spende Ausweis bürokratische Akte unnötig macht.

Es gibt sehr viel mehr Transplantierte als Mitglieder in GIOS, das findet das Ehepaar Braun schade, denn gerade Betroffene haben das Potential, von ihren Erlebnissen zu berichten und damit andere zu überzeugen. GIOS wird im Oktober das zehnjährige Bestehen feiern. Am Wochenende des 16. Und 17. Oktober wird GIOS mit einem Infostand bei der Gewerbeschau Hofgeismar präsent sein. Gehen Sie nicht daran vorbei, sondern halten Sie dort einen Moment inne!

Artikel vom 02.10.2010

 

Silvia Winning feiert den Tag ihrer Transplantation wie einen zweiten Geburtstag

Leben mit fremder Niere

Niederelsungen: Für Silvia Winning ist jeder Tag ein Geschenk. Wenn sie morgens ihre Runde mit Hündin Nora dreht, denkt die Niederelsungerin an den Tag vor neun Jahren, an dem sie eine neue Niere bekommen hat. Dann dankt sie in Gedanken dem unbekannten Spender, durch dessen Organspende ihr Leben wieder lebenswert ist.

 

Für sie begann nach der Transplantation ein neues Leben: Silvia Winning lebt mit einer Spender-Niere, und kann sich wieder um die Hündin Nora und um ihre Orchideen kümmern. Foto: Dietzel

Anfang der 90er-Jahre wurde bei Silvia Winning eine schlechte Filterfunktion der Nieren festgestellt. Sie hat Schrumpfnieren, diese sind fünf Zentimeter groß – gesunde Nieren sind etwa 12 cm groß. Der Funktionsverlust der Nieren führte dazu, dass sich harnpflichtige Substanzen im Blut anreicherten. Dadurch wurde die Hämodialyse oder eine Nierentransplantation notwendig. Fast acht Jahre lang ging Silvia Winning drei Mal pro Woche zur Dialyse. „Das waren Schmerzen. Ich war oft blass und müde und konnte nicht schlafen“, erzählt die jetzt 56-Jährige. Auf eine neue Niere musste sie lange warten. „Sonst weine ich schnell vor Glück, aber in dem Moment war ich zu aufgeregt.“

Silvia Winning Organ-Empfängerin

In der Nacht zum 8. Mai 2002 kam der Anruf aus Hann. Münden. „Ich fragte mich: Wer ruft denn jetzt an?“, erinnert sich Silvia Winning. Als sich am anderen Ende der Leitung ein Arzt des Nephrologischen Zentrums Niedersachsen meldete, war ihr klar, dass das Warten ein Ende hatte. Ein Spender war gefunden worden. „Sonst weine ich schnell vor Glück, aber in dem Moment war ich zu aufgeregt.“ Ihr Mann Werner fuhr sie nach Hann. Münden. „Endlich ist es soweit, rief ich den Ärzten zu“, erzählt sie. Noch am selben Tag bekam Winning ein neues Organ. Angst vor der Operation hatte sie nicht. Alles verlief reibungslos, und drei Wochen später konnte sie zum ersten Mal nach vielen Jahren zur Toilette.

Die neue Niere hat ihre Funktionen übernommen und die Nierenwerte sind gut. Jetzt darf Winning ganz normal essen und trinken, sie hält sich auf einem Hometrainer fit und pflegt den Garten und die vielen Blumen im Haus.

Dass sie wieder ein ganz normales Leben führen kann, findet Silvia Winning nicht selbstverständlich. Nicht allen Patienten geht es nach einer Transplantation wesentlich besser.

Wer der Spender gewesen ist, wird sie nie erfahren. Sie weiß nur, dass das Organ vom Transplantationszentrum in Hamburg kam. Sie möchte aber etwas zurückgeben. Daher engagiert sie sich bei GIOS (Gemeinnützige Interessengemeinschaft Organspende) – einem Verein, der über Organspende aufklärt. Jeden ersten Donnerstag im Monat treffen sich die Mitglieder ab 19 Uhr im Hotel Zum Alten Brauhaus in Hofgeismar. Silvia Winning wirbt dort für den Organspendeausweis. Sie findet, dass in Deutschland die Widerspruchsregelung gelten sollte. Dann könnte jeder Organspender werden, der sich nicht ausdrücklich dagegen ausgesprochen hat. Das würde noch mehr Leben retten.

Ihre Mutter ist an einer Nierenerkrankung gestorben. Seit ihrer Transplantation feiert Silvia Winning jedes Jahr den 8. Mai wie einen zweiten Geburtstag.

Von Stefanie Dietzel

Bericht vom 27.01.11 - HNA Wolfhagen

Wartelisten wachsen – Interessengemeinschaft wirbt für Vertrauen in Vergabeverfahren

Ziel: Mehr Organspenden

Kassel. Nach den Skandalen um eine manipulierte Vergabepraxis für Spenderorgane drohen die Wartelisten für Patienten, die dringend eine neue Niere oder Leber benötigen, länger zu werden

Die Zahlen gehen zurück“, sagt Professor Volker Kliem vom Nephrologischen Zentrum Hann. Münden. Das könne bedeuten, dass Patienten statt fünf künftig acht Jahre oder länger auf eine Niere warten müssten.

Davon ist beispielsweise Diakoniepfarrer Hans-Martin Wirth aus Hofgeismar betroffen. Er muss seit zwei Jahren wieder regelmäßig zur Blutwäsche (Dialyse), nachdem er zuvor elf Jahre mit einer gespendeten Niere gelebt hatte. Nun fürchtet er, dass es noch viele Jahre dauern könnte, bis er ein neues Ersatzorgan bekommt. „Das Vertrauen in das Vergabeverfahren muss zurückgewonnen werden“, sagt er. Dieses Ziel hat sich die gemeinnützige Interessengemeinschaft Organspende aus Hofgeismar (GIOS) auf die Fahnen geschrieben. „Die Bevölkerung ist verunsichert“, sagt deren Vorsitzende Gisela Schäfer. An einem Stand in der Königsgalerie werden GIOS-Vertreter für Organspenden werben. Dabei sieht die Bilanz in Hessen, wo gegen den Bundestrend 2012 sogar ein Anstieg von Organspenden zu verzeichnen war, noch relativ gut aus. „Vor seinem Tod sollte sich jeder über das Thema Gedanken machen“, sagt Schäfer.

Trotz vieler Aufklärungskampagnen entschließen sich jedoch viel zu wenige Menschen, einen Organspendeausweis auszufüllen oder einer Organentnahme in einer Patientenverfügung zuzustimmen. Patienten, die als Organspender in Betracht kommen, hätten in den wenigsten Fällen einen Organspenderausweis, sagt Dr. Christian Roth, Neurochirurg und Transplantationsbeauftragter des Klinikums Kassel. Dennoch zieht er für das Klinikum eine positive Bilanz. Bei den 17 Patienten, die 2012 als Spender in Betracht gekommen seien, habe man in 14 Fällen die Zustimmung zur Entnahme von Organen erhalten. Diesen Erfolg führt er auf die intensiven Aufklärungsgespräche mit den Angehörigen zurück, die letztlich entscheiden müssen, wenn sich der sterbende Patient nicht mehr zur Organspende äußern kann. „Da stecken wir viel Arbeit hinein. Wir haben unser ganzes Team geschult“, sagt Roth. Die Angehörigen erfahren beispielsweise, dass Organe nur entnommen werden dürfen, wenn das Gehirn des Spenders unwiederbringlich zerstört ist (Hirntod).

Keine Schuldgefühle

Klinikpfarrerin Ursula Josuttis ist ebenfalls in die Aufklärungsarbeit eingebunden. „Mein Ziel ist, dass die Angehörigen keine Schuldgefühle haben“, sagt sie. Wichtig sei ein offenes Gespräch über das Für und Wider einer Organspende. Besser wäre es allerdings, so meint Josuttis, wenn sich jeder schon zu Lebzeiten einmal zur Frage der Organspende äußern müsste. (pdi) Fotos: Dilling

Bericht in der HNA vom 31.05.2013